Nonplusultra Esslingen

Ausdauersportverein

Trainingslager Corona Edition Teil 2

Das „Trainingslager im Kopf“ nahm erheblich Fahrt auf. Gleich zwei Wettkampfsimulationen nacheinander warteten auf unsere Teilnehmer.

Tag 6:

Bereits gegen 5 Uhr zwitscherten es die Vögel von den Dächern. Beim Frühstück gabs dann Gewissheit vom Trainer. Heute sollte in einem Testrace unter Wettkampfbedingungen trainiert werden. Die Disziplinen: 750m Meeresschwimmen, Bergzeitfahren über 50 km sowie ein Trailrun über 8 km.

„Was? Bei der Brandung im Meer schwimmen? Das ist doch durchgeknallt Trainer!“ war die erste Reaktion von Chris mit Blick auf die tosenden Urgewalten unterhalb der Hotelanlage. Über 4 Meter hohe Wasserwalzen rollten in die Bucht, Wellenberge soweit das Auge reicht. „Irre?“ meinte Siggi mit hämischem Blick. „Durchgeknallt sind wir Triathleten doch alle. Chris, wenn du abklemmst versetze ich dich für den Rest der Saison auf die Anfängerbahn.“ Die Drohung reichte, um den Rest der Truppe gefügig zu machen. Und die Knie weich…

Frühaufsteherin Alex R. hatte die Wechselzone am Strand bereits vor ihrem Morning Run gegen 4 Uhr mit Flatterband ausgewiesen. Mit mulmigem Gefühl. buchsierten alle NPU’ler ihre Räder auf die gekennzeichneten Flächen und machten sich warm. Pünktlich um 9 Uhr fiel der Startschuss: 22 AthletInnen stürzten sich in die Fluten und kämpften gegen die Brandung. Siggi verfolgte per Fernglas vom Rettungsschwimmer-Turm das Treiben. Bereits 3 Minuten nach dem Startschuss saßen 21 Athleten wieder am Strand, von der übermächtigen Wogen zurückgespült und ausgespuckt. Allein Philipp war es gelungen, sich erfolgreich durch die Schaumwalzen zu kämpfen. Dank seiner Apnoefähigkeiten war Philipp die erste Hälfte der Strecke bis zu Wendeboje unter dem tosenden Meer hindurchgetaucht. Auf dem Rückweg macht er sich die Wellenberge zu Nutze. Er surfte gekonnt auf seinem Oberkörper die Wellen ab und erreicht als erster den Strand. Derweil kämpften alle anderen Athleten weiter gegen die Fluten. Philipp schnappte sich sein Rad und machte sich auf zum Monte Puig, einem Berg mit Maximalsteigungen bis 22% und teils schottrigen Straßenabschnitten.

Nachdem auch die nächsten 30 Minuten niemand sonst in der Lage war, das Schwimmen erfolgreich zu bestreiten, wurde allen Athleten ein Zeitzuschlag von 60 min zugebucht und ab gings zur Wechselzone. Doch wo war diese geblieben? Die Flut hatte zwischenzeitlich die Wechselzone verschluckt. Von den Rädern war nichts mehr zu sehen. Das Chaos war perfekt. Alle Athleten versuchten, tauchend ihr Rad zu erreichen. Die meisten Carbonräder konnten dank des geringen Gewichts geborgen werden. Die glücklichen AthletInnen machten sich ebenfalls auf die Radstrecke. Für alle anderen gab es noch Valles Ersatzteillager: Valle, selbst Opfer der Flut mit einem 18 Kg Stahlross, stürmte zu seinem Anhänger und öffnete ihn: Dutzende betagter Rahmen, Laufräder, Lenker, Schaltungen und Sättel fielen ihm entgegen. In Windeseile schraubte er sich ein Bike zusammen, vorne 16 Zoll, hinten 28 Zoll, Bonanza-Sattel, Klapprahmen mit 3 Gang Sachsschaltung und Rücktrittsbremse. Das hielt Valle nicht davon ab, sich auf die Verfolgung von Philipp zu machen. Der Rest der Athleten kapitulierte angesichts des historischen anmutenden Materialdepots und musste zur Strafe zum Abwaschen in die Hotelküche.

Der Rest ist schnell erzählt. Philipp als Führender hatte vergessen, sein Rad auf seine neuen Extensions hin anzupassen. So blieb er beim Pedalieren mit seiner Ferse am Schaltwerk hängen und riss sich kurz vor der Wechselzone das Schaltauge ab. Valle erreichte Philipp und nahm ihn auf seinem Rad bis in die Wechselzone mit. Valle hatte sich mit dieser Aktion jedoch muskulär völlig überlastet und konnte nur noch einbeinig laufen. Dass er das beherrschte, wissen Insider nicht erst seit seinem Oberschenkelbruch.

Philipp verirrte sich auf dem Trailrun und fand erst Tage später zurück in die Hotelanlage. Emma die das Treiben der männlichen Athleten aus der Distanz verfolgte, nutzte ihre Chance, und flog am hinkenden Valle vorbei. Zurück am Strand finishte sie erfolgreich als Erste. Gratulation Emma!!

Alex R. bewaffnete sich mit einer Schaufel und machte sich mit einsetzender Ebbe auf die Suche nach den im Sande versunkenen Rennrädern. Gerüchten zu Folge hat Sie dafür bereits heute bei Ihrem Chef Ihren gesamten Jahresurlaub 2020 beantragt.

Tag 7:

Nonplusultra-Ironman im Mannschaftquartier.

Was macht der Frodo heut? Ne Langdistanz im eigenen Haus? Na, das können wir schon lange, so der Tenor etlicher Athleten während des Frühstücks am heutigen morgen. Siggi wollte zunächst nichts davon wissen, sondern weiter seinen nicht sonderlich abwechslungsreichen Trainingsplan umsetzen. Doch die Idee hatte Fabi, Oli und Alex F richtig angefixt. In der Staffel, so hatten Sie es sich vorgenommen, wollten Sie es Frodo gleichtun. Jedoch unter deutlich erschwerten Bedingungen. Der Spa Bereich des Hotels schien beste Voraussetzungen hierfür zu bieten.

Disziplin 1: 3,8km Schwimmen im Eintauchbecken. Starter: Fabi

„Boa, das ist echt eisig“ meinte Fabi, als er sein Thermometer aus dem Becken zog. Gerade mal 4,8 Grad Wassertemperatur waren nicht gerade viel im Vergleich zu Frodos Komfortpool mit 26 Grad. Weiteres Hindernis: das Becken war gerade mal 2,60m lang, das wären 1.462 Bahnen für Fabi. Zuviel zum Zählen selbst für die besten Mathematiker unserer Truppe. So entschied man sich, Fabi am Einlaufhahn mit einem Theraband zu befestigen, damit er auf der Stelle schwimmen konnte, ohne wenden zu müssen. Aus Fabis Strava Aufzeichnungen war bekannt, dass er für die Strecke 1:09h benötigt. Daher wurde festgelegt ihn 1:10h Schwimmen zu lassen. Um gegen die eisige Kälte gewappnet zu sein, zog Fabi gleich 3 Schwimmanzüge und 9 Bademützen an. Ins Gesicht schmierte er sich ein Dose Melkfett. Der Startschuss fiel. Fabi tauchte ein und rang zunächst minutenlang nach Luft. „Ach das legt sich, der japst so auch in jedem normalen Schwimmtraining.“, meinte Siggi Tatsächlich, nach einigen Minuten fand er zu seinem Atemrhythmus. Aber er hatte nun ein weiteres Problem. Ein ordnungsgemäßer Armzug war durch die 3 Anzüge unmöglich, da ihm jegliche Beweglichkeit im Schulterbereich genommen war. So absolvierte er die erste Hälfte seiner Strecke im Hundepaddelstil, stets auf der Stelle gehalten durch das Theraband. In der zweiten Rennhälfte wurde Fabi zunehmend langsamer. Das Eiswasser setzte ihm richtig zu. Die letzten Minuten war überhaupt kein Paddeln mehr wahrzunehmen. Solange aber die Beine noch zuckten, wurde Fabi vom medizinischen Dienst nicht aus dem Rennen genommen. Nach 1:10h barg man ihn und die frisch ausgebildeten Nonplusultra-Rettungsschwimmer hatten erstmals Gelegenheit, Ihre Fähigkeiten live unter Beweis zu stellen. Fabi überlebte.

Weiter gings mit Disziplin 2: 180 km Rollentrainer in der 75 Grad-Sauna. Starter: Alex F.

Alex Paradedisziplin! Nachdem er bereits am Großsaudischen Wüstenmarathon teilgenommen hatte, wirkte er in sich ruhend, als er mit 48 Radflaschen bewaffnet, völlig entblößt seinen Rollentrainer bestieg. Wegen Kameraverbots im SPA Bereich liegt bedauerlicherweise kein Fotomaterial von Alex Einsatz vor. Nachdem die Getränkeaufnahme aufgrund der hohen Temperaturen nicht schnell genug erfolgte, entschloss sich die Wettkampfleitung, einen Getränkezugang intravenös zu legen. Mit gelegtem Anschluss stiegen Alex Wattwerte Stunde um Stunde. Irgendwann erreichte er 60 Watt. Der 1500l Versorgungstank war bereits zum 2. Mal gefüllt worden, als er nach rund 6h vom Rad taumelte und der Versorgungstank nochmals mit einer Kochsalzlösung befüllt wurde. Disziplin 2 war geschafft.

Disziplin 3: Marathonlauf im Ruheraum. Starter: Oli

Oli Stand als abschließender Athlet bereit. Die Hotelleitung machte es bedauerlicher Weise zur Auflage, den Lauf zur Lärmvermeidung auf allen Vieren zu absolvieren, sobald Hotelgäste anwesend waren. Die Tür ging auf. Pünktlich zum Laufstart nahmen Chris und Uwe grinsend auf einer der Liegen Platz und amüsierten sich köstlich, als Oli in die Kriechhaltung wechselte. So drehte der Arme Runde um Runde. Um Oli nicht über Gebühr zu strapazieren, verdrückten sich die beiden nach etwas mehr als 2 Stunden. Oli konnte seinen Lauf nur dank des erneuten Einsatzes der Nonplusultra-Rettungsschwimmer fortsetzen, die ihm halfen, wieder in die Senkrechte zu kommen.

Unter großer Anfeuerung finishte Oli nach vielen harten Stunden auch seinen Marathon. Der NPU Ironman Extreme war geschafft! Fabi war wieder aufgetaut und Alex hydriert, als sich der Champ Frodo aus Girona live zuschaltete und den dreien anbot, das Ganze nächstes Jahr als Battle nochmals zu absolvieren. Trainer Siggi sagte sofort zu, schließlich sollte die neue Generation des Simplon Pavo 2021 auf den Markt kommen und womöglich zeigte sich das Sponsoring Frodenos nochmals als so spendabel wie zuletzt vor einigen Tagen.

Ein hoch auf unsere echten Ironmänner Fabi, Oli und Alex F!

Uwe Moeck

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