Nonplusultra Esslingen

Ausdauersportverein

Hawaii – Traumreise Tag 8 – Raceday

Von Benjamin Klotz

Aloha Tria’s,

Raceday – und wie das typischerweise bei großen Rennen so ist, habe ich natürlich schlecht geschlafen und absoluten Mist geträumt. Aber das kennen wir ja so und viel wichtiger ist ja der Schlaf 2 Nächte vor dem Rennen und der war durchaus OK. Mein Tag begann heute um 3:45Uhr, denn mein Shuttle vom Veranstalter zum Start ging bereits um 4:30Uhr. Ich habe noch etwas gefrühstückt bin dann mit meinen drei verbliebenen Beuteln an den Alii Drive gegangen, wo dann auch pünktlich mein Shuttle ankam. (3 restliche Beutel = Pre-Swim-Bag, und die beiden Special-Need-Bags für Bike und Run) Am Pier waren eine Unmenge an Helfern. Bei der Pastaparty hat der Veranstalter von insgesamt 5000 Helfern gesprochen. Ich hab mich zwar zuerst gefragt wofür dieser Aufwand, aber das ist schon OK so und macht den Wettkampf hier nochmal zu etwas Besonderem.

Este Station am Pier war das Bodymarking. Das wird hier richtig zelebriert. Auf beiden Oberarmen wird die Startnummer aufgedruckt. Weiter geht es zum Wiegen, komisch nur, dann man nach dem Wettkampf nicht mehr gewogen wurde. Ich wog rund 1760 Lbà weiß einer wie viel das in KG ist??? Die nächste Station war eine Toilette. Das klappt hier besser wie in Europa, denn hier gibt es an jeder Ecke kleinere Einheiten an Dixitonnen. Maximale Anstehzeit 5min. Dann bin ich weiter zu meinem Rad und habe Luft aufgepumpt und meine Nahrung angebracht. Alles lief perfekt und ich hatte noch sehr viel Zeit übrig. Im Athletengartenhinter dem King Kamehameha-Hotel wurde Vaseline und Sonnenkreme ausgeteilt. Für ersteres habe ich mich auch entschieden nach meinen Erfahrungen des Schwimmens im Meer. Hier habe ich dann auch Jörg getroffen und wir haben uns noch kurz über die letzte Nacht, die vorhandene oder nicht vorhandene Anspannung ausgetauscht und uns viel Erfolg gewünscht. Zu Jörg später evtl. noch ein paar Sätze… kommen wir erst mal zu meinem Rennen.

Schwimmen: Ich bin etwa 6:45UUhr ins Wasser und postierte mich etwa auf Höhe 1/3 von rechts. Bis zum Startschuss mussten wir die ganze Zeit „im Wasser stehen“ das war nicht so gut, hätte ich mir aber vorher denken können. Dann der Start und jetzt weiß ich was es heißt wenn das Wasser kocht. Es hat ungelogen etwa 1200m gedauert bis ich mal einigermaßen frei geschwommen war. Der Start hier ist mit einem Ligastart nicht zu vergleichen. Es war eine echte Prügelei. Hinten am Wendepunkt wurde es gleich wieder sehr eng und auf dem Rückweg habe ich nach einem Schlag auch noch Wasser in der Brille gehabt. In Summe bin ich aber mit der Schwimmzeit zufrieden. Ich habe trotz der Enge im Wasser versucht ruhig zu bleiben und etwa konstant mit GA1-2 zu schwimmen, um mich nicht sofort zu verblasen. Der Ein Blick auf die Uhr beim Schwimmausstieg verriet mir, dass meine Vorausberechnungen ziemlich exakt zutrafen und so konnte ich im geplanten Zeitfenster zum ersten Wechsel. Trotz der Massen an Schwimmern, die hier nahezu gleichzeitig aus dem Wasser kommen, bekommt hier jeder seinen eigenen Helfer ab. So… Sonnenkreme drauf und dann ab die Post. Von meinem bescheidenen Wechselplatz hatte ich ja glaub schon berichtet.

Radfahren: So etwas habt ihr noch nicht erlebt. Dadurch, dass hier so viele Qualifier am Start sind, ist die Leistungsdichte sehr hoch und die kommen hier alle gleichzeitig auf die Radstrecke. Es ist hier sehr schwer regelkonform zu fahren, aber die Referee’s haben ihr Bestes gegeben, dass das Rennen einigermaßen fair bleibt. Ihr kennt mich, ich fahre zu mindestens 90% fair, denn ich hasse das gelutsche. Auf der kleinen Runde in Kona habe ich auch meine Familie einige Male gesehen. Die hatten die „IRONBEN“-Shirts gemacht und richtig laute Tröten dabei. Vielleicht habt ihr die ja irgendwann im Fernsehen gesehen? Dann ging es raus auf den Highway. Ich habe versucht richtig gemächlich los zu fahren, um hinten raus nicht wieder einzubrechen wie bereits 2x in Frankfurt geschehen. Das ist allerdings echt schwer, denn hier sind wie gesagt ein paar gute Jungs am Start und da muss man dann ganz bewusst mal einen vorbeifahren lassen. Wer mich kennt, weiß, dass mir das sonst eher nicht passiert. Bei jedem anderen Wettkampf schnappe ich mir den Anderen sofort wieder… Bereits auf Höhe Flughafen wusste ich 2 Dinge: 1. Die Wettervorhersage war nichts wert und 2. Das wird ein bescheidener Rückweg, denn der Bock lief rauswärts ohne viel Druck auf dem Pedal bei leichten Anstiegen immer noch knapp 40 km/h. Die Verpflegungsstationen kommen hier etwa alle 7 Milen, so schnell kann man seine alte Flasche kaum austrinken. Ich habe etwa alle 2 Stationen eine Iso-Flasche genommen und jede Station Wasser, um mir dieses zum Kühlen über Kopf und Nacken zu schütten. Was hier sehr bemerkenswert war: Fast alle Fahrer haben ihren Müll von gebrauchten Gels und co. mitgenommen und bei den Verpflegungsstationen entsorgt. Grund ist, dass Litterring (Müllentsorgung auf offener Straße) hier unter hoher Strafe steht. Irgendwann meldete sich dann meine Blase und ich dachte: Bitte nicht schon wieder so ein Rennen wie in Frankfurt. Ich entschied mich bei Km 72 für die Dixitonne in der Hoffnung nicht noch 20x pinkeln zu müssen. Danach ging es hoch nach Hawi und die ersten Profi’s kamen mir entgegen. Was da oben in Hawi los war, ist kaum zu beschreiben. Das Penealty-Zelt wurde von 4 Helfern festgehalten, sonst wäre es weggeflogen. So einen Wind habe ich selten erlebt. Zum Glück war das nur auf etwa 10km so. Von Hawi zurück ist man ohne viel zu treten bergab runde 70km/h gefahren und ich habe den Lenker ganz fest gehalten und war hoch konzentriert. 70 Sachen mit z.T. heftigem Seitenwind sind eher nicht so lustig. Hiter Hwai habe ich dann auch Jörg gesehen und kurz den Abstand mit etwa 30min berechnet. Auf dem Rückweg nach Kona konnte man dann ab km 120 zuschauen, wie die Ungeduldigen vorne weggestorben sind. Die Zeit bis nach Kona wurde mir noch dadurch verkürzt, das auf dem Highway am Meilenstein 82 mein Name mit weißen Steinen im Lawafeld lag. Meine Eltern haben den am Tag vorher dort platziert. Allgemein waren irrsinnig viele Botschaften so in die Lawafelder geschrieben – echt toll!!! Insgesamt bin ich mit meiner Radleistung sehr zufrieden. Ich bin fest die gesamte Radstrecke mit wenigen Ausnahmen Puls 150 gefahren und mein Speed war sehr konstant, wie ich an den Zwischenzeiten im Netz inzwischen gesehen habe. Übrigens habe ich an Jeder Zeitmatte an euch in Esslingen gedacht… Als ich bemerkte, dass die Radzeit unter 5h gehen könnte, habe ich daran gedacht, wie Siggi dasitzt und euch erzählt wie sehr ich mich gerade verblase und das ein jämmerlich harter und langer Tag für mich werden wird. Ich hatte gehofft, dass es so laufen wird, wie es dann letztendlich war, aber sicher war ich mir keineswegs. Beim zweiten Wechsel (das Rad wir einem übrigens abgenommen) bin ich dann auch nochmal kurz auf’s Dixi und dann ging es schon ab auf die Laufstrecke.

Laufen: Nach meiner Berechnung bliebe mir etwa 3h55min für den Marathon um unter 10h zu finishen. Ein Sub10-Finish war mein vorher kaum geglaubter Traum, das muss doch irgendwie drin sein!!! Ich habe versucht langsam los zu laufen, was in meiner Vorstellung 5min/km waren (=8min/Mile). Ich habe in Milen gestoppt, denn die waren durchgängig angeschrieben. Es war dann zu Beginn knapp unter 8:00min/Mile und bereits nach etwa 2 ½ Milen war das typisch eirige Gefühl vom Laufstart weg. In Kona war es sehr heiß und Sonne brannte ziemlich stark. Wie gesagt, ich halt nichts von der Wettervorhersage hier à es war der schönste Tag der ganzen Woche in Kona!!! Die Verpflegungsstationen kommen hier jede Mile. Ich habe versucht einen Verpflegungsrhythmus zu finden: Jede Station nahm ich Wasser, 1x Ice unter die Mütze und 1x Ice in den Einteiler vorn rein. Alle 2 Stationen ein Gel und etwas PowerBar-Getränk. Das habe ich auch fast bis zum Ende so halten können à ich hatte irgendwann einen Wasserbauch!!! Ich bin übrigens auf Tipp von Jörg an fest jeder Aid-Station kurz gegangen um mich zu verpflegen. Nach dem Wendepunkt auf dem Alli Drive habe ich die Zeit genommen bis mir Jörg entgegen kam. Ich hatte eine starke ¾ Stunde Vorsprung und er sah nicht gut aus, was er mir auch noch zurief. Zurück im Zentrum von Kona merkte ich bereits wie meine Schultern brannten… der Sonnenbrand meldete sich und dabei war ich noch gar nicht auf dem Highway draußen. Das konnte ja noch was werden. Die Palaniroad (ein steiles Bergauf Stück) bin ich dann zur Hälfte hoch gegangen. Das war eine reine Selbstschutzmaßnahme, dann ich wollte eine Pulsspitze zwingend vermeiden, denn diese kann einen dann explodieren lassen. Oben auf dem Highway stellte sich dann wieder das Tempo auf knapp unter 8:00min/Mile ein und die Beine fühlten sich immer noch einigermaßen Ok an. Mit jeder Mile wuchs in mir die Hoffnung nicht zu platzen und tatsächlich unter 10h zu finishen. Aber ich war ja auch erst am Anfang des laaaaangen Weges Richtung Energie-Lab. Etwa 2-3 Milen vor dem Energie-Lab begannen meine Zwischenzeiten etwas langsamer zu werden. Mein Puls war immer noch auf rund 160 (so bin ich bis hierher den gesamten Marathon gelaufen) und der Eingang zum Energie-Lab noch nicht zu sehen. Das zog sich echt weit hin… Dann kam endlich der Wendepunkt und ich wusste, dass ich den Mythos Energie-Lab bezwingen werde. Da unten war es übrigens wirklich windstill und gefühlte 5°C wärmer. Ein langer gemächlicher Anstieg führte zurück auf den Highway. Die letzten 20-30m bin ich wieder gegangen… aus reinem Selbstschutz, schließlich wartete noch ein langer Weg auf mich zurück nach Kona. Mein Puls begrenzte inzwischen die Geschwindigkeit und so lief ich die schnelleren Teilstücke knapp über 8:00min/Mile bei nach etwa 150 Schlägen Puls. Auf dem Weg zurück nach Kona traf ich dann auch Jörg wieder, der bislang noch kaum an Boden gut gemacht hatte. Aber er sah wieder besser aus und lag für sich auch gut in der Zeit. Er zollte mir großen Respekt, als wir uns abklatschten. Der echte Einbruch kam dann glücklicherweise nicht mehr, aber die Zeiten wurden kurz vor dem Ziel noch einmal langsamer und viel länger hätte ich nicht mehr laufen wollen / können. Aber erst auf der Kreuzung zur Palaniroad war ich mir 100% sicher gut anzukommen. Ich hatte den kompletten Wettkampf glücklicherweise keine Krämpfe. In Kona war eine Riesenstimmung und ich habe versucht den Zieleinlauf zu genießen. 9:35:47 – mehr als ich mir je erträumt hatte.

Jetzt kann ich guten Gewissens mit Kona und Hawaii abschließen. Im Athetengarten habe ich dann auch Jörg wieder getroffen. Er war auch hoch zufrieden und ist ohne Einbruch einen echt tollen Marathon gelaufen. Nachdem er mir am Morgen noch erzählt hatte, bei ihm läg gar keine Anspannung in der Luft, war er doch unheimlich schnell unterwegs.

Kurz nach 18:00Uhr ging es dann für mich zum Check Out und dann ab ins Hotel… den Sonnenbrand behandeln. Also, dann bis demnächst,

euer Ben

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