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Ausdauersportverein

Race-Report von Tobi Feltens vom IRONMAN Barcelona

Hallo an alle Supporter,

es ist mal wieder Zeit für einen Racereport. Diesmal aus Calella, wo der IRONMAN Barcelona stattfand. Bevor ich aber damit starte, sei noch erwähnt, dass ich am Anreisetag, dem Freitag, zunächst ohne Shannon (mein Zeitfahrrad) klarkommen musste. Sie wurde in Frankfurt vergessen und kam erst um 21:30 in Calella mit Sonderfahrt der Lufthansa an. Ganz schön nervenaufreibend, kann ich euch sagen.

Jetzt aber zum Sonntag. RACEDAY!

Da der Start für die Agegrouper erst um 8:20 losgehen sollte, müssten wir nicht zu einer ganz unchristlichen Zeit aufstehen. 4:40 reichte, um das Frühstück im Hotel um 5:00 zu nutzen. Wirklich toll, dass um diese Uhrzeit das komplette Buffet bereitstand. Diese Engagement und auch den Enthusiasmus spürte man das ganze Wochenende. Nach dem Frühstück noch mal aufs Zimmer und die letzten Vorbereitungen, ein wenig die Beine hochlegen, verdauen und dann ging es um kurz vor sieben zum Start. Dort angekommen merkten wir sehr schnell, dass das Event aus allen Nähten platzt. Kein Wunder bei 3.000 Athleten. Das sorgte auch bei mir für ein wenig Stress, da die Zugänge zu den Wechselbeuteln ziemlich voll waren und ich zunächst dachte, das kontrollieren des Rad- und Laufbeutels kriegst du nicht mehr hin. Hat aber geklappt und es war noch genügend Zeit für die unmittelbare Schwimmvorbereitung. Hinzu kam noch, dass der Startbogen in sich zusammenfiel und sich alle Starts um fünf Minuten verspäteten. Doch dann ging es endlich los und ich sprang um 8:34 ins Mittelmeer.

SCHWIMMEN

Im Vorhinein hatte ich gesagt, dass das Schwimmen die Wundertüte sei, da es das erste mal im Meer war. Im Grunde war es auch eine Wundertüte, allerdings eine positive. Das Salzwasser machte mir weniger zu schaffen als gedacht und der doch recht starke Wellengang war nur auf der zweiten Hälfte zurück zu spüren. Da waren wir 200 Meter näher an der Küste. Da spürte man den Wellengang schon recht stark. Ich habe mich die ganze Zeit gut gefühlt und stieg nach 1:09:44 aus dem Wasser. Genau im Plan.

RAD

Nach einem nicht ganz optimalen Wechsel ging es auf die zwei 87 Kilometer langen Runden, die am Anfang und am Ende noch je eine 3 Kilometer-Schleife durch Calella on top hatten. Gerade auf diese wurde während des Racebriefings hingewiesen, weil diese technisch und asphaltseitig sehr anspruchsvoll sind. Ich kann euch sagen, dass mit 35 Sachen über Bempel zu heizen kein Spaß ist. Als ich das überstanden hatte und noch meine Trinkflaschen hatte, ging der wilde Ritt los. Und was soll ich sagen, es war der ABSOLUTE WAHNSINN!!! Jetzt, in dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, bekomme ich erneut Gänsehaut. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in diese Sphären beim Rad kommen könnte. In der ersten Runde musste ich mich noch durchs Feld kämpfen hatte aber auf der zweiten nahezu freie Fahrt. Die ersten 90 Kilometer waren nach 2:20 Stunden rum und ich war nicht am Limit. Das pushte mich noch mehr. Also dachte ich: Ok, das ist dein Tag, all or nothing, Hau rein. Das tat ich auch. Die zweite Runde nochmal eine Minute schneller. Am Ende eine 4:39:49 für 180 Kilometer mit 1.200 Höhenmetern und ordentlich Seitenwind vom Meer. Einfach geil. Auf den letzten drei Kilometern in Calella könnte ich die Beine noch lockermachen und ich war bereit für den schnuckligen Marathon.

LAUFEN

Der zweite Wechsel ging sehr gut. Die schnelle Radzeit und die niedrige Startnummer 111 machten sich bezahlt. Die Wechselzone war noch recht leer und mein Bike stand in der ersten Reihe hinter den Pro’s. Nach dem Verlassen der Wechselzone stoppte ich ab und die Zwischenzeit von 5:58:xy bedeutet, dass wenn ich meinen Plan von sub 3h für den Marathon würde umsetzen können, ich ein sub 9h Ironman wäre. Also los geht’s war mein Gedanke. Die Beine fühlten sich gut an und die erste Runde von 14 Kilometern ging in 59:00 durch. Allerdings musste ich hier schon erkennen, dass ich taktischer würde laufen müssen, da das angepeilte Tempo von 4:15 zwar noch zu halten gewesen wäre, ich aber dann ab Kilometer 25 sicherlich große Schwierigkeiten bekommen würde. Tempo also auf 4:20 bis 4:25 gesenkt und mich super gefühlt. Tja, bis Kilometer 20.
Da meinte mein Diabetes: Heute bin ich mal ein Arschloch. Alles zwar wie immer gemacht, aber heute zucke ich noch mal ein bisschen eigenes Insulin aus der Bauchspeicheldrüse. Ich kann mich nur erinnern, dass ich einen sehr trocken Mund, taube Finger und Übelkeit verspürte. Verfi…. Sch…., Unterzuckerung. Leider waren es noch rund 500 Meter bis zur nächsten Verpflegung. Diese kam auch keinen Meter zu spät. Wäre sie 100 Meter weiter gewesen, hätte ich wahrscheinlich das Bewusstsein verloren. Hammerhart!!!!! Nach einem gefühlten Liter Cola und Iso ging es im Walkingstyle bis zur nächsten Verpflegung. Ich kann euch sagen, das waren die schlimmsten 2,5 Kilometer meines Lebens. Ziemlich viele böse Gedanken, aber zum Schluss die Erkenntnis, Hawaii ist nicht alles, sondern deine Gesundheit, also sei Smart und bring es in Würde zu Ende. Nach der Verpflegung mit Cola und Iso versuchte ich im 5:00 Schnitt für den Kilometer weiterzuwatscheln. Das ging ganz gut, wobei ich bei jeder Verpflegung kurz ging, um weiter Iso, Cola und Gel in mich zu kippen. Ich fühlte mich immer besser und liebäugelte noch mit 9:19, wurde aber zwischen Kilometer 30 und 31 wieder zerschmettert. Nicht ganz so schlimm wie vor 10 Kilometern, aber stark genug, um mich zum Übergeben und zum Gehen zu zwingen. Bis zur nächsten Verpflegung. Dort dann alles genommen, was der Magen noch vertragen konnte, mit dem Willen: DU PACKST MICH NICHT!!!!!!!!!! Und wenn ich ins Ziel krieche.
An die dann folgenden Kilometer kann ich mich nicht mehr so richtig erinnern, außer an Sascha 2 Kilometer vor dem Ziel. Der Mann hat alles gegeben, um mich zu unterstützen und war in den schwersten Momenten eine wichtige Stütze. Danke! Im Zielkanal haben mich meine Gefühle dann noch einmal beim Gedanken an Alicja übermannt, aber ich war im Reinen mit mir. Der Marathon war mit 3:25:xy für mich unterirdisch, aber wenn ich bedenke, dass ich knapp 3 Kilometer gegangen bin, geht es doch, oder?😉

Am Ende steht eine 9:23:49, 87. von allen und 16. der Altersklasse. Aber viel wichtiger: Die Erkenntnis wie weit ich meine Grenzen verschieben kann!

Euer Tobias

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